Phar­ma­zeu­tika im Wasser

Phar­ma­zeu­tika im Wasser

Das Vor­kommen von Arz­nei­mit­teln in Gewäs­sern und im Trink­wasser gibt zuneh­mend Anlass zur Sorge. Arz­nei­mittel gelangen über mensch­liche Aus­schei­dungen und durch das Her­un­ter­spülen von Medi­ka­menten in die Was­ser­ver­sor­gung. Man könnte meinen, dass Klär­an­lagen das Pro­blem in den Griff bekommen würden, aber Arz­nei­mittel pas­sieren die Wasseraufbereitung.

Quelle von Arz­nei­mit­teln in Flüssen

In einer Studie des U.S. Geo­lo­gical Survey (USGS) aus den Jahren 2004 bis 2009 fanden Wis­sen­schaftler heraus, dass phar­ma­zeu­ti­sche Pro­duk­ti­ons­an­lagen eine bedeu­tende Quelle für Arz­nei­mittel in der Umwelt sein können. Die Abwässer von zwei Klär­an­lagen, in die phar­ma­zeu­ti­sche Pro­duk­ti­ons­an­lagen (PMFs) ein­leiten, wiesen 10- bis 1.000-mal höhere Arz­nei­mit­tel­kon­zen­tra­tionen auf als die Abwässer von 24 Klär­an­lagen im ganzen Land, in die keine PMFs ein­leiten. Die Abwässer dieser beiden Klär­an­lagen wurden in Flüsse ein­ge­leitet, in denen die gemes­senen Phar­ma­zeu­tika fluss­ab­wärts und bis zu 30 Kilo­meter vom Aus­lass der einen Anlage ent­fernt nach­ge­wiesen wurden.
Die Quelle von Arz­nei­mit­teln im Wasser stammt nicht nur aus Pro­duk­ti­ons­an­lagen. Sie wissen wahr­schein­lich, dass in der Vieh­wirt­schaft Anti­bio­tika und Medi­ka­mente ver­wendet werden und in Flüssen, die Abwässer aus Tier­mast­be­trieben auf­nehmen, wurden in USGS-Stu­dien Arz­nei­mittel wie Acet­ami­no­phen, Kof­fein, Cotinin, Diphen­hy­d­ramin und Carb­am­azepin gefunden.

Arz­nei­mittel wie Acet­ami­no­phen, Kof­fein, Cotinin, Diphen­hy­d­ramin und Carb­am­azepin gefunden

Eine wei­tere Quelle für Arz­nei­mittel im Fluss­wasser sind Sie und ich. Im Grunde genommen werden nicht alle Medi­ka­mente, die Men­schen inner­lich ein­nehmen, im Körper abge­baut, und der Über­schuss landet in unserem Abwasser, das die Häuser ver­lässt und in die Klär­an­lagen gelangt. Es mag über­ra­schen, dass diese Medi­ka­mente in Flüssen mei­len­weit fluss­ab­wärts von Klär­an­lagen nach­ge­wiesen werden können, aber viele Anlagen ent­fernen Arz­nei­mittel nicht rou­ti­ne­mäßig aus dem Wasser.

Viele der mehr als 4.000 ver­schrei­bungs­pflich­tigen Medi­ka­mente, die für die Gesund­heit von Mensch und Tier ein­ge­setzt werden, gelangen letzt­end­lich in die Umwelt. Sie können direkt von phar­ma­zeu­ti­schen Pro­duk­ti­ons­an­lagen oder von Men­schen und Tieren in die Umwelt gelangen. Wenn diese Che­mi­ka­lien in die ter­res­tri­sche und aqua­ti­sche Umwelt gelangen, können sie die Gesund­heit und das Ver­halten von Wild­tieren wie Insekten, Fischen, Vögeln und anderen beeinträchtigen.

Viele neu auf­tre­tende Schad­stoffe oder Ver­bin­dungen, die wir als neu auf­tre­tende Schad­stoffe betrachten würden, wenn wir sie tat­säch­lich in der Umwelt nach­weisen könnten, werden in den Klär­an­lagen tat­säch­lich voll­ständig ent­fernt, zumin­dest bei den der­zei­tigen Nach­weis­grenzen, wäh­rend die Kon­zen­tra­tionen vieler anderer neu auf­tre­tender Schad­stoffe, die wir in der Umwelt nach­weisen können, in der Klär­an­lage stark redu­ziert werden, wäh­rend sie den Abwas­ser­strom bis zur letzt­end­li­chen Frei­set­zung durch­laufen. Die Ver­rin­ge­rung der Kon­zen­tra­tionen kann mehr als neunzig bis fünf­und­neunzig Pro­zent betragen. Leider gelangen viele von ihnen immer noch in die Umwelt, und zwar in sehr geringen Kon­zen­tra­tionen. Die Klär­an­lagen waren ursprüng­lich nicht für diese Art von Ver­un­rei­ni­gung vor­ge­sehen und sind eigent­lich auch nicht für Schad­stoff­kon­zen­tra­tionen im Pro­mil­le­be­reich, also für sehr nied­rige Kon­zen­tra­tionen, aus­ge­legt. Es hat sich her­aus­ge­stellt, dass einige dieser neu auf­tre­tenden Schad­stoffe selbst bei diesen wirk­lich nied­rigen Kon­zen­tra­tionen tat­säch­lich umwelt­schäd­lich sind.

Gene­rell müssen wir damit beginnen, die Frei­set­zung von neu auf­tre­tenden Schad­stoffen in die Umwelt zu kon­trol­lieren. Es ist wichtig, dieses Pro­blem aus einer his­to­ri­schen Per­spek­tive zu betrachten. Wir müssen ver­stehen, dass wir die Frei­set­zung mensch­li­cher Abfälle in Flüsse und Bäche schon seit vielen Jahren kon­trol­lieren. Seit mehr als einem Jahr­hun­dert küm­mern wir uns aktiv um die Frei­set­zung von Abfällen in Flüsse. Im All­ge­meinen tun wir dies, indem wir den Abfall­strom so lange behan­deln, bis er gefahrlos in die Umwelt ent­lassen werden kann, wobei Abbau­pro­zesse, die in der Umwelt natür­lich vor­kommen, die Schad­stoff­kon­zen­tra­tionen weiter ver­rin­gern und den Rei­ni­gungs­pro­zess abschließen. Der bestehende Ansatz der Abwas­ser­be­hand­lung besteht also darin, die Frei­set­zung mit der natür­lich vor­kom­menden Fähig­keit zur Auf­nahme und Abschwä­chung der Ver­un­rei­ni­gung in der Umwelt in Ein­klang zu bringen. Diesen Ansatz müssen wir auch bei neu auf­tre­tenden Schad­stoffen ver­folgen.
Da es sich bei neu auf­tre­tenden Schad­stoffen um ein neues Pro­blem han­delt, müssen wir vom Stand­punkt der Abwas­ser­be­hand­lung aus genau ermit­teln, welche Kon­zen­tra­tionen in der Umwelt sicher sind. So zum Bei­spiel bei den endo­krin wirk­samen Ver­bin­dungen und ihren Aus­wir­kungen auf Fische. Wir müssen sichere Kon­zen­tra­tionen ermit­teln, Kon­zen­tra­tionen, bei denen diese schäd­li­chen Aus­wir­kungen nicht auftreten.

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