Die Flüsse der Welt sind voll mit Drogen: Studie

Die Flüsse der Welt sind voll mit Drogen: Studie

An mehr als einem Viertel der Pro­be­nah­me­stellen wurden Werte von Arz­nei­mit­teln gefunden, die für Was­ser­or­ga­nismen als unsi­cher gelten.

Eine Unter­su­chung von mehr als 1 000 Stellen in 258 Flüssen auf allen sieben Kon­ti­nenten hat ergeben, dass die Ver­schmut­zung durch Arz­nei­mittel welt­weit ein weit ver­brei­tetes Pro­blem ist. Die heute (15. Februar) in PNAS ver­öf­fent­lichte Arbeit unter­suchte Stand­orte in 104 Län­dern, dar­unter 36 bisher nicht unter­suchte Länder, und ist nach Angaben des Global Moni­to­ring of Phar­maceu­ti­cals Pro­ject, das die Unter­su­chung durch­ge­führt hat, die größte und “erste wirk­lich glo­bale” Studie über die Ver­schmut­zung durch phar­ma­zeu­ti­sche Wirk­stoffe (API). Die Ergeb­nisse zeigen, dass “die phar­ma­zeu­ti­sche Ver­schmut­zung eine glo­bale Bedro­hung für die Umwelt und die mensch­liche Gesund­heit dar­stellt”, schreiben die Autoren.

“Dies wird sich nur noch ver­schlim­mern, da wir zuneh­mend phar­ma­ko­lo­gi­sche Lösungen für jede Krank­heit, ob kör­per­lich oder geistig, ver­wenden”, so die Was­ser­öko­login Vero­nica Edmonds-Brown von der Uni­ver­sity of Hertford­shire, die nicht an der Studie betei­ligt ist, gegen­über BBC News.

Die For­scher kon­zen­trierten sich auf 61 der am häu­figsten ver­wen­deten mess­baren Arz­nei­mittel – Tau­sende andere blieben unge­testet, da mit der der­zei­tigen Tech­no­logie nur 50 bis 100 Wirk­stoffe in jeder Probe gemessen werden können. Die For­scher stellten nicht nur fest, ob die Wirk­stoffe an jedem Standort nach­ge­wiesen wurden, son­dern auch, ob die Kon­zen­tra­tionen über den Werten lagen, die ver­mut­lich öko­lo­gi­sche Schäden ver­ur­sa­chen, wie z. B. Ver­hal­tens­än­de­rungen, Ver­än­de­rung der Gen­ex­pres­sion und Ver­weib­li­chung männ­li­cher Fische. Die tat­säch­li­chen öko­lo­gi­schen Risiken könnten höher sein als in der Studie vor­her­ge­sagt, schreiben die For­scher, da APIs toxi­sche Wech­sel­wir­kungen haben könnten, die in der Analyse nicht berück­sich­tigt wurden.

Meh­rere Arz­nei­mittel, dar­unter das Anti­de­pres­sivum Citalo­pram, das Anti­hist­ami­nikum Ceti­rizin und das Anti­bio­tikum Tri­me­thoprim, wurden auf allen Kon­ti­nenten außer der Ant­arktis nach­ge­wiesen. Nur in Island (17 Stand­orte) und in einem indi­genen Dorf in Vene­zuela (3 Stand­orte) wurden keine Wirk­stoffe gefunden.

Zu den am häu­figsten nach­ge­wie­senen Wirk­stoffen – an 50 Pro­zent oder mehr der Fund­orte – gehören das all­ge­gen­wär­tige Sti­mu­lans Kof­fein, das Dia­be­tes­me­di­ka­ment Met­formin und das Anti­epi­lep­tikum Carb­am­azepin, das sich nicht schnell abbauen lässt. Dar­über hinaus wurden an fast einem Fünftel der Stand­orte gefähr­liche Mengen an Anti­bio­tika gefunden, und eine beträcht­liche Anzahl von Stand­orten wies min­des­tens einen Wirk­stoff in einer Kon­zen­tra­tion auf, die als schäd­lich für Was­ser­or­ga­nismen gilt.

Hot­spots der phar­ma­zeu­ti­schen Ver­schmut­zung wurden auf der ganzen Welt gefunden, ins­be­son­dere in Gebieten mit hoher Bevöl­ke­rungs­zahl oder schlechter Abwas­ser­ent­sor­gung. Lahore in Paki­stan wies die höchste durch­schnitt­liche API-Kon­zen­tra­tion auf, gefolgt von La Paz in Boli­vien und Addis Abeba in Äthio­pien, wäh­rend Groß­städte wie Madrid, Glasgow und Dallas über dem 80sten Per­zentil lagen.

“Wenn ich ein Fisch wäre, der in einigen dieser Flüsse lebt, würde ich mir jetzt Sorgen machen”, sagt John Wil­kinson, For­scher an der Uni­ver­sity of York und Haupt­autor der Studie, gegen­über The Guar­dian und fügt hinzu, dass die API-Werte an den meisten Orten nicht hoch genug sind, um für mensch­liche Schwimmer gefähr­lich zu sein.

Wil­kinson erklärt gegen­über BBC News, dass die Lösung dieses Pro­blems schwierig ist, da “selbst die modernsten effi­zi­enten Klär­an­lagen nicht in der Lage sind, diese Ver­bin­dungen voll­ständig abzu­bauen, bevor sie in Flüsse oder Seen gelangen. Mög­li­cher­weise könnten stren­gere Vor­schriften für Ver­schrei­bungen helfen, aber das könnte die Beschaf­fung wich­tiger Medi­ka­mente erschweren.

Link zum Pro­jekt: https://​www​.glo​bal​ph​arms​.org

Link zur Studie: https://​www​.pnas​.org/​d​o​i​/​1​0​.​1​0​7​3​/​p​n​a​s​.​2​1​1​3​9​4​7​119

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert