Studie: Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesundheit

Stu­di­en­vor­stel­lung: Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesund­heit und die Hete­ro­ge­nität von Krank­heiten: Ein Überblick

Hin­ter­grund: Mehr als 80 % der durch mensch­liche Akti­vi­täten ver­ur­sachten Abwässer werden ohne jeg­liche Behand­lung in Flüsse und Meere ein­ge­leitet, was zu Umwelt­ver­schmut­zung und mehr als 50 Krank­heiten führt. 80 % der Krank­heiten und 50 % der Todes­fälle bei Kin­dern welt­weit sind auf eine schlechte Was­ser­qua­lität zurück­zu­führen.
Methoden: In dieser Arbeit wurden 85 rele­vante Artikel anhand der Schlüs­sel­wörter Was­ser­ver­schmut­zung, Was­ser­qua­lität, Gesund­heit, Krebs usw. aus­ge­wählt.
Ergeb­nisse: Die Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesund­heit sind beträcht­lich, auch wenn es regio­nale, alters- und geschlechts­spe­zi­fi­sche sowie andere Unter­schiede im Ausmaß gibt. Die häu­figste durch Was­ser­ver­schmut­zung ver­ur­sachte Krank­heit ist Durch­fall, der haupt­säch­lich durch Entero­viren in der aqua­ti­schen Umwelt über­tragen wird.
Dis­kus­sion: Die Regie­rungen sollten das Was­ser­in­ter­ven­ti­ons­ma­nage­ment ver­stärken und Inter­ven­ti­ons­maß­nahmen durch­führen, um die Was­ser­qua­lität zu ver­bes­sern und die Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesund­heit zu ver­rin­gern.
Ein­lei­tung

Wasser ist eine wesent­liche Res­source für das mensch­liche Über­leben. Laut dem von der UNESCO her­aus­ge­ge­benen Welt­was­ser­ent­wick­lungs­be­richt 2021 hat sich die welt­weite Nut­zung von Süß­wasser in den letzten 100 Jahren ver­sechs­facht und wächst seit den 1980er Jahren um etwa 1 % pro Jahr. Mit der Zunahme des Was­ser­ver­brauchs steht die Was­ser­qua­lität vor großen Her­aus­for­de­rungen. Die Indus­tria­li­sie­rung, die land­wirt­schaft­liche Pro­duk­tion und das städ­ti­sche Leben haben zu einer Ver­schlech­te­rung und Ver­schmut­zung der Umwelt geführt, die sich negativ auf die lebens­not­wen­digen Gewässer (Flüsse und Meere) aus­wirkt und letzt­lich die mensch­liche Gesund­heit und eine nach­hal­tige soziale Ent­wick­lung beein­träch­tigt (Xu et al., 2022a). Welt­weit werden schät­zungs­weise 80 % der indus­tri­ellen und kom­mu­nalen Abwässer ohne vor­he­rige Behand­lung in die Umwelt ein­ge­leitet, was sich nach­teilig auf die mensch­liche Gesund­heit und die Öko­sys­teme aus­wirkt. Dieser Anteil ist in den am wenigsten ent­wi­ckelten Län­dern, in denen es an sani­tären Ein­rich­tungen und Klär­an­lagen man­gelt, noch höher.

Quellen der Wasserverschmutzung

Die Was­ser­ver­schmut­zung ist haupt­säch­lich auf die Indus­tria­li­sie­rung, land­wirt­schaft­liche Akti­vi­täten, natür­liche Fak­toren und unzu­rei­chende Was­ser­ver­sor­gungs- und Abwas­ser­rei­ni­gungs­an­lagen zurück­zu­führen. Die Indus­trie ist die Haupt­ur­sache für die Was­ser­ver­schmut­zung. Dazu gehören Bren­ne­reien, Ger­be­reien, die Zell­stoff- und Papier­in­dus­trie, die Tex­til­in­dus­trie, die Lebens­mit­tel­in­dus­trie, die Eisen- und Stahl­in­dus­trie, die Nukle­ar­in­dus­trie und so weiter. Bei der indus­tri­ellen Pro­duk­tion können ver­schie­dene gif­tige Che­mi­ka­lien, orga­ni­sche und anor­ga­ni­sche Stoffe, gif­tige Lösungs­mittel und flüch­tige orga­ni­sche Che­mi­ka­lien frei­ge­setzt werden. Wenn diese Abfälle ohne ange­mes­sene Behand­lung in aqua­ti­sche Öko­sys­teme gelangen, führen sie zur Was­ser­ver­schmut­zung (Chowd­hary et al., 2020). Arsen, Kad­mium und Chrom sind wich­tige Schad­stoffe, die in Abwässer ein­ge­leitet werden, und der Indus­trie­sektor trägt in erheb­li­chem Maße zu den schäd­li­chen Schad­stoffen bei (Chen et al., 2019). Mit der Beschleu­ni­gung der Urba­ni­sie­rung hat das Abwasser aus der indus­tri­ellen Pro­duk­tion all­mäh­lich zuge­nommen. (Wu et al., 2020). Dar­über hinaus wird die durch die Indus­tria­li­sie­rung ver­ur­sachte Was­ser­ver­schmut­zung auch stark durch aus­län­di­sche Direkt­in­ves­ti­tionen beein­flusst. Die indus­tri­elle Was­ser­ver­schmut­zung in weniger ent­wi­ckelten Län­dern ist positiv mit aus­län­di­schen Direkt­in­ves­ti­tionen kor­re­liert (Jor­genson, 2009). 

Zwei­tens ist die Was­ser­ver­schmut­zung eng mit der Land­wirt­schaft ver­bunden. Pes­ti­zide, Stick­stoff­dünger und orga­ni­sche Abfälle aus der Land­wirt­schaft sind wesent­liche Ursa­chen für die Was­ser­ver­schmut­zung (RCEP, 1979). Durch land­wirt­schaft­liche Akti­vi­täten wird das Wasser mit Nitraten, Phos­phor, Pes­ti­ziden, Boden­se­di­menten, Salzen und Krank­heits­er­re­gern belastet (Parris, 2011). Außerdem hat die Land­wirt­schaft alle Süß­was­ser­sys­teme in ihrem ursprüng­li­chen Zustand schwer geschä­digt (Moss, 2008). Unbe­han­deltes oder nur teil­weise behan­deltes Abwasser wird in den was­ser­armen Regionen der Ent­wick­lungs­länder, dar­unter China und Indien, in großem Umfang zur Bewäs­se­rung ver­wendet, und das Vor­han­den­sein von Schad­stoffen in den Abwäs­sern stellt ein Risiko für die Umwelt und die Gesund­heit dar. Am Bei­spiel Chinas hat das Ungleich­ge­wicht von Quan­tität und Qua­lität der Ober­flä­chen­was­ser­res­sourcen dazu geführt, dass in einigen Gebieten in Ent­wick­lungs­län­dern lang­fristig Abwasser zur Bewäs­se­rung ver­wendet wird, um den Was­ser­be­darf der land­wirt­schaft­li­chen Pro­duk­tion zu decken, was zu einer schwer­wie­genden Ver­schmut­zung von land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen und Lebens­mit­teln, Pes­ti­zid­rück­ständen und Schwer­me­tall­be­las­tungen führt, die die Lebens­mit­tel­si­cher­heit und die mensch­liche Gesund­heit gefährden (Lu et al., 2015). Pes­ti­zide haben über das Trink­wasser einen nega­tiven Ein­fluss auf die Gesund­heit. Bei einem Ver­gleich des Pes­ti­zid­ein­satzes mit den Daten des Health Life Expec­tancy Lon­gi­tu­dinal Survey wurde fest­ge­stellt, dass ein 10-pro­zen­tiger Anstieg des Pes­ti­zid­ein­satzes zu einem 1‑prozentigen Anstieg des medi­zi­ni­schen Behin­de­rungs­index im Alter von über 65 Jahren führte (Lai, 2017). 

ein 10-pro­zen­tiger Anstieg des Pes­ti­zid­ein­satzes zu einem 1‑prozentigen Anstieg des medi­zi­ni­schen Behin­de­rungs­index im Alter von über 65 Jahren führte

Der Fall des Musi-Flusses in Indien zeigt, dass in Dör­fern, die mit Abwasser bewäs­sert werden, eine höhere Inzi­denz von Mor­bi­dität zu ver­zeichnen ist als in Haus­halten mit nor­malem Wasser. 

Drit­tens hängt die Was­ser­ver­schmut­zung mit natür­li­chen Fak­toren zusammen. Die Kon­zen­tra­tion von Spu­ren­ele­menten in der Was­ser­qua­lität ist höher als im Welt­durch­schnitt, und die Spu­ren­ele­mente stammen aus der natür­li­chen Ver­wit­te­rung und der Her­stel­lung. Eine schlechte Was­ser­qua­lität in den Flüssen ist mit hohen Natrium- und Salz­ge­halts­ri­siken ver­bunden (Xiao et al., 2019). Die typischste Was­ser­ver­schmut­zung im mitt­leren Teil des Löß­pla­teaus ist die Ver­schmut­zung durch sechs­wer­tiges Chrom, die durch die natür­liche Umwelt und mensch­liche Akti­vi­täten ver­ur­sacht wird. Löß und Lehm­stein sind die Haupt­quellen, und Grund­wasser mit hohen Kon­zen­tra­tionen an sechs­wer­tigem Chrom ist eben­falls ein wich­tiger Faktor für die Ver­schmut­zung von Ober­flä­chen­ge­wäs­sern (He et al., 2020). Schließ­lich sind auch die Was­ser­ver­sor­gung und die Klär­an­lagen wich­tige Fak­toren, die die Trink­was­ser­qua­lität beein­flussen, ins­be­son­dere in Ent­wick­lungs­län­dern. Par­allel zum raschen Wirt­schafts­wachstum, der Indus­tria­li­sie­rung und der Ver­städ­te­rung Chinas haben unzu­rei­chende Inves­ti­tionen in grund­le­gende Was­ser­ver­sor­gungs- und ‑auf­be­rei­tungs­an­lagen zu Was­ser­ver­schmut­zung, einem ver­mehrten Auf­treten von Infek­tions- und Para­si­ten­krank­heiten und einer erhöhten Belas­tung durch Indus­trie­che­mi­ka­lien, Schwer­me­talle und Algen­to­xine geführt (Wu et al., 1999). Ein öko­no­me­tri­sches Modell sagt die Aus­wir­kungen von Was­ser­auf­be­rei­tungs­an­lagen auf die Was­ser­qua­lität und damit auf die mensch­liche Gesund­heit voraus. Wenn der Anteil des mit Was­ser­auf­be­rei­tungs­an­lagen behan­delten Haus­halts­was­sers von 100 % auf 90 % redu­ziert wird, ver­rin­gert sich der erwar­tete Gesund­heits­nutzen um bis zu 96 %. Wenn das Risiko der Vor­be­hand­lung der Was­ser­qua­lität hoch ist, ist der Rück­gang noch deut­li­cher (Brown und Clasen, 2012).

Zusam­men­fas­send lässt sich sagen, dass die Was­ser­ver­schmut­zung sowohl auf mensch­liche als auch auf natür­liche Fak­toren zurück­zu­führen ist. Ver­schie­dene mensch­liche Akti­vi­täten wirken sich direkt auf die Was­ser­qua­lität aus, dar­unter Urba­ni­sie­rung, Bevöl­ke­rungs­wachstum, indus­tri­elle Pro­duk­tion, Kli­ma­wandel und andere Fak­toren (Halder und Islam, 2015) sowie reli­giöse Akti­vi­täten (Dwi­vedi et al., 2018). Die unsach­ge­mäße Ent­sor­gung von festen Abfällen, Sand und Kies ist eben­falls ein Grund für die Ver­schlech­te­rung der Was­ser­qua­lität (Ust­aoğlua et al., 2020).

Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesundheit

Unsi­cheres Wasser hat schwer­wie­gende Aus­wir­kungen auf die mensch­liche Gesund­heit. Laut dem UNESCO-Welt­was­ser­ent­wick­lungs­be­richt 2021 sterben jedes Jahr etwa 829.000 Men­schen an Durch­fall­erkran­kungen, die durch unsi­cheres Trink­wasser, unsau­bere sani­täre Anlagen und Hand­hy­giene ver­ur­sacht werden, dar­unter fast 300.000 Kinder unter fünf Jahren, was 5,3 Pro­zent aller Todes­fälle in dieser Alters­gruppe ent­spricht. Daten aus Paläs­tina deuten darauf hin, dass Men­schen, die kom­mu­nales Wasser direkt trinken, mit grö­ßerer Wahr­schein­lich­keit an Krank­heiten wie Durch­fall leiden als die­je­nigen, die ent­salztes und im Haus­halt gefil­tertes Trink­wasser ver­wenden (Yassin et al., 2006). In einer ver­glei­chenden Studie über Leitungs­wasser, gerei­nigtes Wasser und Fla­schen­wasser war Leitungs­wasser eine wesent­liche Quelle für Magen-Darm-Erkran­kungen (Pay­ment et al., 1997). Feh­lende Wasser- und Sani­tär­ver­sor­gung erhöht auch das Auf­treten von Krank­heiten wie Cho­lera, Trachom, Bil­har­ziose und Hel­m­in­thi­asis. Daten aus Stu­dien in Ent­wick­lungs­län­dern zeigen einen ein­deu­tigen Zusam­men­hang zwi­schen Cho­lera und ver­un­rei­nigtem Wasser, und die Wasser­aufbereitung und ‑lage­rung im Haus­halt kann die Cho­lera redu­zieren (Gundry et al., 2004). Neben Krank­heiten können unsi­cheres Trink­wasser und schlechte Umwelt­hy­giene zu Magen-Darm-Erkran­kungen führen, die die Nähr­stoff­auf­nahme beeinträchtigen und zu Unter­ernäh­rung führen. Diese Aus­wir­kungen sind bei Kin­dern beson­ders ausgeprägt.

Zweck der Studie

Jedes Jahr sterben welt­weit mehr als zwei Mil­lionen Men­schen an Durch­fall­erkran­kungen, wobei schlechte sani­täre Ein­rich­tungen und unsi­cheres Trink­wasser die Haupt­ur­sache für fast 90 % der Todes­fälle sind und Kinder am stärksten betroffen sind (Ver­einte Nationen, 2016). Mehr als 50 Arten von Krank­heiten werden durch schlechte Trink­was­ser­qua­lität ver­ur­sacht, und 80% der Krank­heiten und 50% der Todes­fälle bei Kin­dern in der Welt hängen mit schlechter Trink­was­ser­qua­lität zusammen. Die Was­ser­ver­schmut­zung ver­ur­sacht jedoch Durch­fall, Haut­krank­heiten, Unter­ernäh­rung und sogar Krebs und andere Krank­heiten, die mit der Was­ser­ver­schmut­zung zusammenhängen.

80% der Krank­heiten und 50% der Todes­fälle bei Kin­dern in der Welt hängen mit schlechter Trink­was­ser­qua­lität zusammen. Die Was­ser­ver­schmut­zung ver­ur­sacht jedoch Durch­fall, Haut­krank­heiten, Unter­ernäh­rung und sogar Krebs und andere Krank­heiten, die mit der Was­ser­ver­schmut­zung zusammenhängen

Daher ist es not­wendig, die Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesund­heit, ins­be­son­dere die Hete­ro­ge­nität der Krank­heiten, zu unter­su­chen und die Bedeu­tung von sau­berem Trink­wasser zu ver­deut­li­chen, was für die Ver­wirk­li­chung der Ziele der nach­hal­tigen Ent­wick­lung von großer theo­re­ti­scher und prak­ti­scher Bedeu­tung ist. Obwohl sich viele Lite­ratur auf Was­ser­ver­schmut­zung und eine bestimmte Krank­heit kon­zen­triert, gibt es leider immer noch einen Mangel an For­schungs­er­geb­nissen, die die Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesund­heit und die Hete­ro­ge­nität von Krank­heiten sys­te­ma­tisch analysieren. Auf der Grund­lage des oben beschrie­benen Hin­ter­grunds und der Dis­kus­sion kon­zen­triert sich dieses Papier auf die Aus­wir­kungen der Was­ser­ver­schmut­zung auf die mensch­liche Gesund­heit und die Hete­ro­ge­nität der Krankheiten.

Link zur Studie: https://​www​.fron​tiersin​.org/​a​r​t​i​c​l​e​s​/​1​0​.​3​3​8​9​/​f​e​n​v​s​.​2​0​2​2​.​8​8​0​2​4​6​/​f​ull

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